Je nach Witterung beginnt der Winterschlaf von Ende Oktober bis Anfang Dezember und wird vermutlich ausgelöst durch das allmähliche Verschwinden der Futtertiere, abnehmende Außentemperaturen und Tageslängen sowie durch hormonelle Umstellungen. Die genauen Auslöser und ihr jeweiliger Einfluß sind noch unbekannt.
Damit der Igel ohne Futter überleben kann, werden alle Körperfunktionen auf ein absolutes Mindestmaß reduziert. Die Körpertemperatur fällt von 36°C (im Wachzustand) bis etwa 5°C stets auf etwa 1° über der Außentemperatur. Wird es im normalerweise gut isolierten Igelnest noch kälter, setzt der Igel seine Fettreserven ein, um die Mindesttemperatur zu halten. Die Herzfrequenz reduziert sich von 180–250 Schlägen pro Minute auf 8–20 und die Atemfrequenz sinkt von 40–50 Atemzügen auf 3–4. Der Igel verschläft allerdings nicht die ganze Zeit am Stück. Zwischenzeitliches Aufwachen ist normal, meistens verbleibt der Igel dabei aber im Nest und bleibt deshalb unentdeckt.
Damit ein Igel diesen körperlichen Extremzustand übersteht, braucht er im Spätherbst neben einem kompakt gebauten, gut temperaturisolierenden Nest vor allem genügend Fettreserven. Bei Jungtieren ist das aber nicht immer der Fall. Ein Jungigel sollte im November mindestens 500g auf die Waage bringen. Liegt sein Körpergewicht deutlich darunter, stehen seine Chancen, den nächsten Frühling zu erleben, nicht mehr allzu gut. Vor allem erst Ende des Sommers geborene Jungtiere sind aber im Spätherbst oft noch von den entscheidenden 500g meilenweit entfernt. Hier ist dann tatsächlich menschliche Hilfe erforderlich.
Nicht jeder Igel braucht Hilfe, aber wenn, dann muss sie schnell und richtig sein!
- Tagaktivität, torkelnder Gang, regungsloses Verharren auch längere Zeit in der Sonne. Igel rollt sich bei Berührung nicht ein.
- „Hungerknick“ im Herbst, d.h. eine Falte oder Einkerbung hinter dem Kopf (siehe Foto). Schlotterndes Stachelkleid. Igel ist breiter als hoch und läuft hoch aufgestellt. Mandelförmige Schlitzaugen mit tiefliegenden Augäpfeln.
- Auffällig viel Außenparasiten (Flöhe, Zecken, Fliegeneier oder Maden) oder erkennbare Verletzungen.
- Weiße Ohren(ränder), erkennbarer Stachelverlust und kahle Stellen im Stachelkleid. Fehlende Behaarung im Gesichtsbereich, borkige Stellen im Gesicht, Nasenrücken oder am Stachelsaum.
- fühlbar kalter Bauch, breiig-grüner Kot, deutliches, wiederkehrendes Husten.
- im Herbst zu geringes Gewicht, d.h. Mitte September weniger als 200 g, Mitte Oktober weniger als 400g und Mitte November weniger als 500g.
Eine grafische Übersicht zum Thema "Fundigel" finden Sie hier, die oben aufgeführten Erste-Hilfe-Empfehlungen können Sie hier als PDF ausdrucken . Wenn Sie das Fundtier selbst überwintern möchten, lesen Sie bitte unter dem Reiter "Igelpaten" weiter. Dort finden Sie alle wesentlichen Informationen und können per Mail unsere Unterstützung anfordern.
Sie können oder wollen das Tier nicht selbst überwintern?
Hier kann oft der örtliche Tierschutzverein, gelegentlich auch das Veterinäramt weiterhelfen. Hilfreich sind auch Post in Igelgruppen bei Facebook. Zur Not können auch wir bei der Suche nach einem Pflegeplatz unterstützen.
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